Tilmann Moser

Heinz Walter und Helmwart Hierdeis (Hrsg.): Väter in der Psychotherapie

Probleme der Triangulierung

Von Tilmann Moser

Wenn eine seelische Störung mit einer frühen Mutterbeziehung oder gar einer unaufgelösten oder destruktiven Symbiose mit ihr zusammenhängt, tut sich jeder Psychotherapeut und Psychoanalytiker schwer, das in den passenden Übertragungs- und Gegenübertragungsformen zu behandeln: die destruktiven Anteile bedrohen die therapeutische Beziehung. Und dann bleibt das Problem: Wie erscheint der Vater oder ein anderer wichtiger Dritter in der Übertragung? Wie "repariert" man eine missglückte oder fehlende Triangulierung oder führt den rettenden Dritten in die analytische Dyade ein?

Solchen Problemen widmet sich ein überaus verdienstvoller Band "Väter in der Therapie" mit einer Fülle von kompetenten Aufsätzen nicht nur klassisch-orthodoxer Theorie und Behandlungstechnik, sondern auch ausgreifender "integrativer" , auch systemischer Therapie, sogar unter Einbeziehung der oft genug noch skeptisch betrachteten analytischen Körperpsychotherapie. Deshalb betonen die beiden Herausgeber in ihrem umfangreichen und kundigen Vorwort: "Wir fragen danach, wie Väter im Zusammenspiel mit den Müttern positiv auf die Entwicklung ihrer Kinder einwirken können, und führen zur Bedeutung triadischer familialer Beziehungen hin.", und dies in Arbeiten aus der Babyambulanz bis zu den abwesenden Vätern in Psychotherapie und Familientherapie.

Ganz im Gegensatz dazu Bücher über Die Grübelphase der Psychoanalyse. Eine notwendige Ergänzung: Was für ein merkwürdiger Ausdruck, aber er trifft meines Erachtens zu für das gegenwärtige theoretische Nachdenken über klassische Psychoanalyse: es erscheinen gehäuft reflektierende Bücher über die wahre Identität der Psychoanalyse, fast ohne Berichte über behandlungstechnische Fortschritte, sondern über das "Wesen des Disziplin". Einige Beispiele: Ralf Zwiebel "Was macht einen guten Psychoanalytiker aus?" Stuttgart 2013; Diana Pflichthofer "Spielregeln der Psychoanalyse, Gießen 2013; "Die Psychoanalytische Haltung - ihre Bedeutung im Spannungsfeld innerer und äußerer Angriffe", Herbsttagungsband der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung, Hrsg. Geber und Reusch, Frankfurt 2013; Jürgen Hardt, Methode und Techniken in der Psychoanalyse, Gießen, 8/2013. Alle ohne jeden Blick über die engen die behandlungstechnischen Grenzen und auf den fundierten Reichtum anderer therapeutischer Schulen, die längst in den Kanon integriert gehören.

Heinz Walter und Helmwart Hierdeis (Hrsg.): Väter in der Psychotherapie. Der Dritte im Bunde? Schattauer-Verlag, Stuttgart 2013, 260 S., brosch., 39,95 Euro. Ärzteblatt PP, 7/2013